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Der Stammklub Deutsch-Kurzhaar Berlin 1891 – 1991 von Ursula Liesfeld
– Ehrenvorsitzende des Stammklub Berlin –
(übernommen aus der Jubiläums-Ausgabe 1991)
Ein Jahrhundert Vereinsgeschichte darzustellen, ist kein leichtes Unterfangen. Die wechselvolle Geschichte gerade des Stammklubs DK, der Verlust wertvoller Unterlagen und das Fehlen übersichtlicher Darstellungen der Vereinsgeschichte durch die zerstörende Wirkung der Weltkriege erschweren das Abfassen einer lückenlosen Chronik. Nur eine historische Aufzählung von Personen oder eine Auflistung erfolgreich geführter Hunde oder gar eine Zusammenstellung einzelner Veranstaltungen während der Berichtszeit sollten es aber auch nicht sein. Und so soll getreu des Ausspruches von Hans Sachs „Ehret Eure Meister“ diese Rückschau jene Menschen in den Vordergrund der Betrachtung rücken, die durch ihre Ideen und ihr Wirken das Deutsch-Kurzhaar-Wesen entstehen ließen, förderten und weiterentwickelten. Häufig standen Männer der Praxis an der Spitze des Kurzhaar-Klubs, manche nötigen Aufzeichnungen unterblieben, und vieles wird wohl weiterhin im Verborgenen schlummern. Eines jedoch ist sicher: Die Geburtsstunde des Klubs Kurzhaar Berlin schlug im Herbst 1891, als aus dem 1890 gegründeten Brauntiger-Klub unter Vorsitz des Koblenzer Sebastian Tillmann der Stammklub DK gegründet wurde. Schriftführer des ersten Klub Kurzhaar war Friedrich August von Witzleben, der zusammen mit Th. Stöckel und Ernst von Otto die Schaffung eines Stammbuches Deutsch-Kurzhaar, das als Wegweiser für die Zucht erforderlich wurde, weil das damalige „Deutsche Hunde-Stamm-Buch“ nicht umfassend genug war, in Angriff nahm. Im Vorwort zum 3. Band dieses Stammbuches heißt es:
„Doch all` die Mühe und langjährige Arbeit wird gern geopfert sein, wenn die Züchter von Kurzhaar, die bislang in Folge Mangels eines Stammbuches nur paaren, nicht aber züchten konnten, in Zukunft davon profitieren, sich das zu Nutze zu machen suchen und verwerten, was Sammelfleiß im Laufe mehrerer Jahre zusammengetragen hat, wenn die späteren Bearbeiter der folgenden Bände des Stammklubs auf der geschaffenen Grundlage die weiteren Jahrgänge aufbauen und fortführen zum Nutzen und Segen der Kurzhaarzucht.“
I. A.: E. von Otto – Herbst 1902
Das 1. Stammbuch erschien 1897 mit 1704 Eintragungen, die Bände 1 bis 3 wiesen 5000 Eintragungen auf. Dem 1891 gegründeten Kurzhaar-Klub traten im gleichen Jahr der Jagdklub Aschersleben und der Klub Nimrod Leipzig bei, so dass der Stammklub in seiner Mitgliederzahl einen beträchtlichen Aufschwung nahm und zu einer festen Organisation mit entsprechender Satzung wurde. Getreu dem Grundsatz „Durch Leistungsfähigkeit zum Typus“ des Prinzen Albrecht zu Solms-Braunfels wurde in der 1. Satzung des Klub Kurzhaar Berlin folgendes festgehalten: „Der Typus bildet sich durch die Zucht in einem Stamm dadurch aus, dass stets die jagdlich leistungsfähigsten Tiere zur Zucht verwendet werden, er ist daher das Ergebnis zielbewusster Zuchtrichtung und, bei Beobachtung dieses vornehmsten Grundsatzes zur Veredelung, nicht allein vom Zufall abhängig. Die jagdlichen Eigenschaften brauchen nicht erst mühevoll anerzogen werden, sie liegen bei solchen Zuchttieren durch Vererbung im Blute, sind also mit diesem entstanden und deswegen von ihm unzertrennlich.“
1892 hielt der neu gegründete Klub seine 1. Frühjahrssuche ab, und im Frühjahr 1892 wurde auf Anregung von Ernst von Otto das 1. Derby Kurzhaar bei Lehdenich am Rhein mit 47 Meldungen veranstaltet. Übrigens entstanden, dem Berliner Beispiel folgend, auch im übrigen Deutschland vielfach Kurzhaar-Klubs: So 1901 in Frankfurt, Bayern, Hannover und Franken sowie 1904 im Rheinland und Südwest, weitere folgten. Jeder hatte seine Selbständigkeit, doch in Fragen der Zucht und Prüfung des deutsch-kurzhaarigen Vorstehhundes schauten sie nach Berlin, auf den Stammklub, er war und blieb richtungsweisend. Der neu gegründete Klub Kurzhaar Berlin wuchs und gedieh vor allem auch unter seinem neuen Vorsitzenden H. Hülsmann aus Altenbach, Züchter der „Altenbacher“. Er hatte 1902 Sebastian Tillmann als 1. Vorsitzenden abgelöst. Durch seine finanziellen Mittel und seine stete Opferbereitschaft unterstütze er den Klub über die Maßen. In seiner Amtszeit wurde 1906 das erste Prinz-Solms-Memorial zum Gedenken an den 1901 verstorbenen Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels veranstaltet. Initiator dieser Herbstzuchtsuche für Kurzhaarjährlinge aber war der Berliner Arzt Dr. Paul Kleemann, der in seinem Zwinger „Mauderode“ so manchen Deutsch-Kurzhaar gezogen hatte. Der Zweck der Herbstzuchtsuche sollte die Ergänzung der Überauslese der Derbys ein. In seiner Schrift „Abstammung und Entwicklung von Deutsch-Kurzhaar“ heißt es zu dieser Prüfung:
„Nunmehr sorgten wir für das drittwichtigste Fach: die Wasserarbeit, die außerdem ein zuverlässiger Prüfstein dafür ist, ob ein Hund hart ist und sich nicht lieb hat. In der Prinz-Solms-Gedächtnis-Suche, einer Zuchtsuche, die als Ergänzung des Frühjahrsderbys im Herbst in Anlehnung an die Jagdausübung abgehalten wurde, kamen wir sehr schnell zu der Übung: ein Hund, der nicht aus tiefem Wasser die Ente holt, kann keinen Preis bekommen, denn das blamabelste Bild, der Hund mit eingeklemmter Rute am Ufer, der Jäger ohne Hosen im Wasser, war uns in tiefster Seele zuwider!“
Wohl niemand ahnte, welch große Bedeutung diese Prüfung einmal für die gesamte Zucht des deutsch-kurzhaarigen Vorstehhundes haben würde. Einige Solms-Sieger, die auch gute Vererber waren, seien hier genannt: 1908 Rino Altenau – 700 -, 1912 Panther von der Weßnitz – 986 -, 1926 Junker vom Bomlitzthal – 1271 -.
1908 ist das Entstehungsjahr des Deutsch-Kurzhaar-Verbandes, dem damals neun Kurhaarklubs angehörten und dessen Vorsitz in den Händen des Berliners Paul Schäfer lag. 2. Vorsitzender war damals Dr. Kleemann. Im Stammklub fungierte zu jener Zeit W. Ahlers als 1. Vorsitzender, Schriftführer war Dr. Max Waechter, der Züchter der Schwarzschimmel-DK (Preußisch Kurzhaar). Ab 1911 übernahm Dr. Paul Kleemann den Posten des 1. Vorsitzenden im Stammklub und leitete ihn beinahe drei Jahrzehnte „souverän und erfolgreich“. (Dr. Byhain, Handbuch Deutsch-Kurzhaar 1973). Ihm zur Seite standen F. Bartsch als Schatzmeister und später Stammbuchführer, Fritz v. Dohn, Züchter der feinnasigen, meiste einfarbigen braunen DK-Hunde „von Preußen“, Jürgen von Bermuth, Oswald Frenzel, Züchter der DK-Hunde „vom Todtensee“ sowie Ludwig Lentrodt und Fritz Hirtzel. Die Frühjahrs- und Herbstzuchtsuchen des Stammklubs fanden zu jener Zeit bei Nauen bzw. bei Schöneiche/Zossen statt. Eingeladen wurde mit einem in der „Hausdruckerei“ des Klub Kurzhaar Berlin hergestellten, geschmackvoll gestalteten „Büchlein“, in dem neben den gemeldeten Hunden, den tüchtigen Sponsoren, verschiedenen Informationen auch die Tageseinteilung bekannt gegeben wurden. Eine Einladung aus dem Jahre 1928 hier einmal auszugsweise:
Über die Persönlichkeit „Paul Kleemann, dem „Kurzhaardoktor“, schreibt Graf Schwerin in seiner Festschrift zum 80. Geburtstag des Stammklubs DK: „Wer je dieser starken, geistvollen, überragenden Persönlichkeit begegnete, der war von ihr tief beeindruckt und hat sie sicher nie vergessen. Wie konnte sich der alte Herr begeistern, wenn er im Suchenfelde eine besonders gute Arbeit seiner geliebten Kurhaarigen sah. Man hätte die bewusste Stecknadel fallen gehört, wenn er auf einer Versammlung das Wort nahm. Wie anschaulich wusste er daheim in der Schaperstraße, unweit vom Berliner Zoo, zu erzählen, manchen lustigen Schwank humorvoll, mit verschmitztem Lächeln, einzuflechten, dann wieder ernsthaft und für seine Gäste höchst aufschlussreich über Zucht und Vererbung., über Biologie und Anatomie zu dozieren, ohne zu schulmeistern.“
Und auch Dr. Byhain findet in seinem Handbuch überaus anerkennendes und lobendes Wort für ihn, wie dieser Auszug beweist: „Sein Einfluss war in allen Fragen der Zucht ein so außerordentlicher, dass er Abweichungen von seinen wohldurchdachten und meist durch Erfolg bestätigten Meinungen kaum gab. Er dirigierte das Zuchtwesen mit einer Virtuosität, ohne allenthalben in Person in Erscheinung zu treten…
Auch schüchternes Aufbegehren aus dem Westen oder Südwesten des Reiches wusste, wenn es nach Berlin kam, der Kurzhaar-Doktor auf den, seiner Ansicht nach, rechten Weg zu bringen…
Man kann die Zucht des Deutsch-kurzhaarigen Vorstehhundes nur beglückwünschen, dass sie über lange Jahrzehnte einen Paul Kleemann gehabt hat.“
So ist es wohl verständlich, dass die Führung des Stammbuches „Kurzhaar“ von Neustadt an der Haardt nach Berlin verlegt wurde (seit 1933 trägt es erst den Namen „Zuchtbuch) Lange Jahre lag das Eintragungswesen in den Händen von Otto Schmidt, von 1931 bis 1942 führte Carl Peters das Zuchtbuch, später folgte Fritz Hirtzel. Zurück zu Dr. Paul Kleemann: Durch ihn wurde Berlin so recht zum Mittelpunkt des Deutsch-Kurzhaar-Geschehens, und ich meine, man kann das Werk dieses Mannes nicht besser würdigen, als dass man das Wesentliche aus seiner schon vorher genannten Schrift in Auszügen wiedergibt: „Unsere Instrumente zur Einwirkung auf die Zucht waren unsere Suchen, und zwar in erster Linie unsere Zuchtsuchen: das Derby im Frühjahr, das Solms im Herbst und im gleichen Herbst oder ein Jahr darauf als Abschluss die Voll-Gebrauchssuche, außerdem eine Kurzhaar-Ausstellung, auf der die Formwertvergebung nach den Wertmalen des Gebrauches stattfand. Dass es einen gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen Form und Leistung gibt, davon sind wir überzeugt; ebenso von der umformenden Kraft durch Generationen hindurch betätigte und gesteigerte Leistung … Gewiss kommt es beim Gebrauchshund auf leistungsfähiges Gebäude, nicht auf Schönheit an, doch wird ein Ausspruch Schopenhauers `Schönheit ist ein offener Empfehlungsbrief´ immer seine Geltung behalten. Tatsache ist, dass … unsere besten Leistungssieger auch im Schauring an der Spitze marschieren… Im Derby werden die grundlegenden Anlagen der Vorstehhundarbeit geprüft… Der Derbyprüfung hat die Derbyerziehung vorauszugehen. Zur Derbyerziehung gehören erstens: Gehorsam auf Ruf, Piff, Wink; zweitens: Anleitung und Übung in der Quersuche, Anleitung zu festem Vorstehen, Nachziehen, Sekundieren; drittens: Ruhe vor aufgehendem Wild; dazu gehört auch eine relative Hasenreinheit. Sichtiges Hasenhetzen als Pflichtfach verträgt sich nicht mit der Derbyerziehung und verwirrt das klare Derbyergebnis… Einigkeit der Züchter bestand in der Befolgung eines längst anerkannten Grundsatzes in der Züchtungskunst: man soll nie die Verbesserung mehrerer Mängel zu gleicher Zeit anstreben. Schneller kommt der Geduldige vorwärts, der nacheinander die schwachen Punkte, vordringlich zuerst, aufbessert. Da war es selbstverständlich, dass man an die Schaffung feinerer Nasen ging, diesem unentbehrlichsten Grundsinn des Vorstehhundes. Die Verfeinerung der Nase (…durch eine weise bemessene Dosis von Pointerblut den deutschen Hund in Nase und leistungsfähigen Köperformen aufzubessern…) vertrug sich zudem ausgezeichnet mit der Erhöhung der Spursicherheit, … denn unsere temperamentvollsten Feldhunde mit den feinsten Nasen wurden auch die zuverlässigsten Vererber vor guter Schweißarbeit…“
1938 legte Dr. Paul Kleemann sein Amt nieder, er hatte Jürgen von Bermuth als seinen Nachfolger ausersehen. Dieser hatte die Idee, „auf Leistungsprüfungen bewährte Rüden im Paarhühnerfeld vorzustellen, um damit vor allem den Züchtern Gelegenheit zu einer Aussprache über geeignete Paarungen zu geben.“ Damit war der Anfang der Dr.-Kleemann-Zuchtauslese-Prüfung gedanklich vollzogen. 1939 wurde sie erstmals durchgeführt und im Jahre 1953 in Frankenthal durch die Wasserarbeit erweitert.
So hat der Berliner Deutsch-Kurzhaar-Vorkämpfer Dr. Paul Kleemann mit dieser Prüfung, die seinen Namen trägt und die zu einem wirksamen Instrument der Sicherung der Zucht unserer Rasse geworden ist, ein würdiges Denkmal erhalten. 1940 starb Paul Kleemann. Sein Werk, seine Gedanken und Ziele sind noch heute lebendig. Als Vorsitzender des Stammklubs fungierte ab 1938 Carl Peters, der Züchter der „Frauensee“-Braunschimmel-DK, ihm zur Seite stand ab 1940 Lina Schneider, die mit Akribie, Umsicht und Geschick die Geschäfts- und Kassenführung des Klubs innehatte und die ab 1966 dann von Gerda Kreide abgelöst wurde. Nach Carl Peters` Tod übernahm 1941 sein bisheriger Stellvertreter Fritz Hirtzel den Vorsitz und die Zuchtbuchführung, seine engsten Mitarbeiter waren Lina Schneider, Fritz Kläffling, Walter Prenzel und Ferdinand A. Löbbert. Über 20 Jahre stand Fritz Hirtzel, der aus dem Elsaß stammte, an der Spitze des Stammklubs DK. „Seine rheinische Heimat hat ihn geprägt und ihm für sein ganzes Leben Fröhlichkeit und Temperament in die Wiege gelegt. Zeit seines Lebens war er ein Mann der Gemeinschaft, der eine frohe Runde schätzte.“ So charakterisiert ihn W. Prenzel in seiner Laudatio. Diese heitere Grundstimmung brauchte er sicher auch, um in den Kriegs- und Nachkriegswirren die Geschicke des Stammklubs zu lenken.
Man muss sich das zerstörte Berlin von 1945, den totalen Zusammenbruch, die Besatzungszeit mit all ihren Folgeerscheinungen einmal vorstellen, um ermessen zu können, was es bedeutete, die Jagdgebrauchshundeleute und Jäger wieder zu sammeln und zu aktivieren. Fritz Hirtzel war nicht nur für den Klub Kurzhaar Berlin tätig, sondern auch für den Verein für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd Berlin, der ebenfalls in diesem Jahr sein 100 jähriges Bestehen feiert. Hirtzels Initiative war es zu verdanken, das lange Jahre während der Grünen Woche im Sommergarten am Funkturm die Jagdgebrauchshunde einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Durch Sicherung und Bewahrung der unersetzlichen Unterlagen des Stammklubs DK sowie durch Wiederaufbau des Prüfungs- und Zuchtwesens schuf er außerdem die Voraussetzungen für einen Neuanfang in Berlin. In diesem Zusammenhang soll auch der Name eines Züchters und Rüdemannes, der dem Klub Kurzhaar Berlin nun schon über 50 Jahre die Treue hält, genannt werden: Gustav Machetanz mit seinem Deutsch-Kurzhaar-Zwinger „vom Wasserschling“, der Zwingername, der vom Stammklub DK mit Datum vom 20.8.1940 seinen Schutz erhielt. In der Nachkriegszeit waren es vor allem Gustav Machetanz, Franz Kleinert, Horst Kupfer und Oskar Sahre, die auf den Prüfungen des Stammklubs führten: 1947 beim 1. Derby der Nachkriegszeit errang Hussa vom Wasserschling einen 1. Preis, 1950 folgte Quelle vom Wasserschling beim Derby in Berlin, ebenfalls mit seinem 1. Preis. Die Reihe aus dem Wasserschling-Zwinger in Berlin geführten Hunde ließe sich noch fortsetzen. Wir sind stolz, Gustav Machetanz zu den unsrigen zu zählen. Kaum waren die Nachkriegswirren einigermaßen überstanden, kamen neue Belastungen für Berlin und damit auch für den Stammklub DK Berlin, einst Zentrum eines auf jahrhundertealte Tradition zurückblickenden, wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Landes, es wurde erschüttert 1948/49 durch die Blockade, 1953 durch den Volksaufstand und 1961 durch den Mauerbau, der seit 1989 glücklicherweise der Geschichte angehört. Abgeschnitten vom Umland, ohne Jagd- und Prüfungsmöglichkeiten aufgrund alliierter Verbote kämpfte der Klub Kurzhaar Berlin mit seinen Aktiven ums Überleben.
Die Reihe der 1. Vorsitzenden von 1963 bis 1987 ist ansehnlich: Fritz Kläffling (1963 – 1969), Claus Klar (1969 – 1981), Dietrich Liesfeld (1981 – 1983), Reinhard Gräwe (1984 – 1987); sie alle bemühten sich durch persönliches Engagement, das bei dem einen oder anderen auch durch Selbstlosigkeit und Großzügigkeit geprägt war, den Stammklub zu erhalten. Es galt, den Klub vor Mitgliederschwund zu bewahren, die verbleibenden Berliner Hundeführer und Züchter zu motivieren und zu unterstützen. Weite Wege und viele Unbequemlichkeiten durch langwierige Aufenthalte in den Grenzkontrollpunkten mussten in Kauf genommen werden, von den Kosten ganz zu schweigen, um einen „Berliner“ Deutsch-Kurzhaar auszubilden und auf Prüfungen vorzustellen. Der Klub war auf Freunde und Gönner in der damaligen Bundesrepublik angewiesen. Überall tauchten die Berliner mit ihrem Deutsch-Kurzhaar auf: im fränkischen, im rheinischen, im bayerischen, im niedersächsischen, im hessischen Raum.
Besonderen Dank schuldet der Stammklub DK dem Klub Kurhaar Kurhessen und seinem 1. Vorsitzenden Rudi Eckhardt. Hier fand der Klub Kurzhaar Berlin eigentlich seine zweite Heimat. Viele hessische DK-Freunde traten spontan dem Stammklub DK bei, unterstützten ihn, halfen bei der Organisation und Durchführung von Hundeprüfungen und stellten ihre Reviere zur Verfügung. Noch heute gehören einige von ihnen zu den „Berlinern“. Auf Initiative Dietrich Liesfelds wurde 1975 ein Wanderpreis für das Prinz-Solms-Memorial vom Bezirk Reinickendorf von Berlin und der Stadt Lauterbach gestiftet. Erstmalig errang Valentin Grün diesen Wanderpreis mit „Sonja vom Knüllköpfchen“. Eindrucksvoll war für die Chronistin die in Lauterbach veranstaltete VGP anlässlich des 90jährigen Jubiläums des Stammklubs DK. Unter der Schirmherrschaft des Kraft Riedesel Freiherr zu Eisenbach fand eine sehr harmonische, gediegene Feier und eine gelungene, wenn auch von der Anzahl der Nennungen her eher bescheidene VGP statt. Mit 308 Punkten führte damals Jürgen Sommerfeld aus Schlitz/Willofs seinen „Hatz von Osterberg“ zum Sieg. Besonders schmerzlich wurden die Berliner durch zwei Ereignisse getroffen: Der Rückgang der Zucht des Deutsch-Kurzhaar in Berlin und die endgültige Übergabe des Zuchtbuches an den Verband Deutsch-Kurzhaar im Jahr 1978.
Die Chronistin erinnert sich noch lebhaft an die intensiven und kontroversen Diskussionen, an die große Enttäuschung und die tiefe Betroffenheit aller Mitglieder, die mit der Auflösung der Zuchtbuchstelle in Berlin und der Aufgabe jahrzehntelanger DK-Tradition in Berlin den Stern „Stammklub DK“ erlöschen sahen.
„Tempora mutantur et nos in illos“ Richten wir den Blick nach vorn. Es grüßt zum 100jährigen Jubiläum in Berlin eine Vorstandsmannschaft des Stammklubs, die hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. Sie hat keine besonders hervorstechenden Meriten, sie hat das Erbe der „Altvorderen“ bewahrt, den Stammklub DK durch schwere Zeiten gebracht und die Jahre der Abhängigkeiten durch manche Verbeugung honoriert. „Back to the roots“ ist für uns wieder Realität geworden. Und wenn wir in Zukunft „Steige hoch, du roter Adler“ das Lied der Brandenburger, singen, dann fühlen wir, dass wir wieder zu Hause sind, in der Mark, wo alles mit Deutsch-Kurzhaar begann.