Jagd ohne Hund ist Schund! Diesen Ausspruch hat wohl jeder Jäger mehrfach gehört und die meisten Jäger führen auch Hunde.
Wie kam es aber, dass der Mensch sich den Hund als Jagdhelfer zulegte? Das wird wohl niemand mehr richtig beantworten können, denn auch die alte Literatur gibt darüber keine verlässliche Aufklärung. Wir wissen lediglich, dass die Domestikation des Hundes nicht in der Absicht geschah, sich einen Jagdhelfer zuzulegen. Dazu war auch der Wolf – vor der Domestikation – nicht geeignet. Er verhielt sich aggressiv, insbesondere wenn es um Beute ging, er hatte das typische wölfische Fluchtverhalten, also alles Eigenschaften, die sich als Jagdhelfer absolut nicht eignen. Erst als der Wolf bereit war, seine Beute mehr oder weniger mit dem Menschen zu teilen und vor allem auch seine wölfischen Aggressionen abgebaut hatte, war er kein Wolf mehr, sondern schon Hund. Es müssen also Generationen um Generationen vergangen sein, wobei die steinzeitlichen Jäger nur die Wölfe zur Weiterzucht verwendet haben können, die sich am besten in die menschliche Obhut eingliedern ließen.
Zunächst aber wurden nur Hunde benötigt, die die Fähigkeiten hatten, Wild über lange Strecken zu verfolgen und zu stellen, so dass der steinzeitliche Jäger mit seinen – aus heutiger Sicht – recht primitiven Waffen das Wild erlegen konnte. In Steppen lebende Völker benötigten Hunde, die auf Sicht arbeiteten, hier sind die windhundartigen Hunde entstanden. Im Wäldern lebende Völker benötigten Hunde, die mit der Nase arbeiteten und laut jagten, hier sind die lautjagenden Bracken (Laufhunde) entstanden.
Eine Wende traf erst im frühen Mittelalter ein, als Karl der Große neue Jagdmethoden einführte, u.a. die sogenannte Netzjagd. Das Netz nannte man früher Tyras und die Jagdmethode das Tyrassieren. Nunmehr benötigte man Hunde, die vorlagen oder vorstanden und es gab einen enormen Aufschwung mit der Zucht der Vorstehhunde. Das sog. Vorstehen bei Hunden war allerdings bereits 430 v.Chr. bekannt, denn die alten Griechen übten die Jagd ebenfalls mit dem Netz aus, dennoch wurden Vorstehhunde nicht wissentlich gezüchtet, denn das Vorstehen wurde seinerzeit als Fehler bewertet.
Da die Jagd früher nur von dem freien Mann, später vom Adel und den hohen Geistlichen durchgeführt werden durfte, die sämtlichst hinter Burgmauern lebten, hielten diese auch ihre Hunde hinter den Mauern, die selbstverständlich auch geadelt wurden und es wurde außerdem strengstens darauf geachtet, dass sich die adligen Hunde nicht mit den Bauernhunden verpaarten. So konnte man durch In- und Inzestzucht schon mehr oder weniger abgrenzbaren Rassen erkennen.
Als 1750 die Doppelbüchse aufkam, bekamen die Jäger die Möglichkeit, Feldhühner in der Luft zu schießen. Nunmehr wurden Hunde benötigt, die das Wild apportierten und außerdem noch nervenstark genug waren, den lauten Büchsenknall zu ertragen.
Einen großen Aufschwung der Jagdhundezucht gab es in Spanien, denn hier lebten die sehr reichen Habsburger, die über alles verfügten, was ihnen die Jagd angenehm machte. Sie hatten genügend Gold, sich die besten Waffenschmiede leisten zu können, außerdem hatten sie sehr viel Wild. Führend in der Jagdhundezucht war aber Frankreich und England war das erste Land, das die Hunde stammbuchmäßig erfasste. Im übrigen züchteten die Engländer für jede Jagdart den passenden Hund und übten die Jagd – wie heute auch noch – mit vielen Hunden aus.
Diesen Luxus kann sich hier keiner leisten, es ist der Mehrzweckhund, also der Allrounder, gefragt.
Der Deutsche kurzhaarige Vorstehhund, kurz Deutsch Kurzhaar genannt, ist ein sogenannter Allround-Hund. Bei guter Veranlagung und sachkundiger Ausbildung werden sie sehr vielseitigen Anforderungen gerecht: Suche, Vorstehen, Apportieren im Feld, Stöbern, Buschieren und Bringen im Busch, Wald und Gewässer, je nach Jagdweise und Wildart Vorstehen oder Aufstöbern, Arbeit auf der Gesund- und Wundspur, auch greifen kranken Wildes und apportieren, Nachsuche kranken Schalenwildes, Stellen und Abtun von Raubwild und Raubzeug.
Abschließen möchte ich mit diesem Spruch: „Zum Jäger und zum Jagen gehört der Hund, zum freudvollen Jagen die Liebe zum Hund“.
Marion Michelet